Das „schöne Gespenst“: Die Geschichte der Nazi-Konzentrationslagerwärterin Jenny-Wanda Barkmann
Von unserer Redaktion – Gdańsk, 1946
In den dunklen Kapiteln der Menschheitsgeschichte gibt es Namen, die für immer mit Grauen verbunden bleiben. Einer dieser Namen ist Jenny-Wanda Barkmann – eine junge Frau, die wegen ihrer Schönheit bekannt war, aber ebenso für ihre unmenschliche Grausamkeit. Die Gefangenen im Konzentrationslager Stutthof nannten sie „das schöne Gespenst“ – das schöne Gespenst.

Ein Leben im Schatten des Terrors
Jenny-Wanda Barkmann wurde 1922 in Hamburg geboren. Über ihr frühes Leben ist wenig bekannt. Erst im letzten Kriegsjahr, 1944, taucht ihr Name in den Aufzeichnungen des Konzentrationslagers Stutthof bei Danzig (heute Gdańsk) auf. Dort arbeitete sie als Aufseherin, zuständig für weibliche Häftlinge.
Schnell machte sie sich unter den Gefangenen einen Namen – nicht nur wegen ihres auffälligen Aussehens, sondern vor allem wegen ihrer erbarmungslosen Brutalität. Zeugenaussagen berichten von willkürlichen Schlägen, sadistischer Gewalt und der Beteiligung an Selektionen für die Gaskammern.
Die Fassade der Schönheit
Trotz ihrer jungen Jahre entwickelte Barkmann eine erschreckende Kälte. Ihre äußere Erscheinung – blond, elegant, selbstsicher – stand in krassem Gegensatz zu den Grausamkeiten, die sie tagtäglich ausübte. Viele Überlebende berichteten später, dass ihre Schönheit sie noch furchteinflößender machte – ein „Gespenst“ in Menschenform, das über Leben und Tod entschied.

Der Prozess und das Urteil
Nach Kriegsende versuchte Barkmann unterzutauchen, wurde jedoch bald gefasst. 1946 stand sie im sogenannten Stutthof-Prozess in Gdańsk vor Gericht, zusammen mit weiteren ehemaligen KZ-Mitarbeitern. Die Anklage lautete auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Zahlreiche Zeugen sagten gegen sie aus. Die Schilderungen waren eindeutig: Barkmann hatte nicht nur Gewalt ausgeübt, sondern war aktiv an der Ermordung unschuldiger Menschen beteiligt.
Am 4. Juli 1946 wurde das Urteil vollstreckt. Jenny-Wanda Barkmann wurde im Alter von nur 24 Jahren öffentlich auf dem Gelände des ehemaligen KZ Stutthof gehängt – zusammen mit zehn weiteren verurteilten Kriegsverbrechern. Tausende Bürger waren anwesend. Es war ein symbolischer Akt der Gerechtigkeit – ein Mahnmal gegen das Vergessen.
Ein Symbol für das Unvorstellbare
Der Fall Barkmann zeigt auf drastische Weise, wie sich Grausamkeit hinter einer schönen Fassade verbergen kann. „Das schöne Gespenst“ bleibt ein Symbol dafür, dass das Böse viele Gesichter haben kann – sogar das eines jungen, scheinbar harmlosen Mädchens.

Anmerkung der Redaktion:
Dieser Artikel basiert auf historischen Gerichtsakten, Zeugenaussagen und Berichten von Überlebenden. Möge die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus nie verblassen.